The Loop. Die Schleife. Im Haar, im Herzen, ein Knoten. Loops. Schleifen beschreiben Kreise, Kettenglieder um den Hals, verfangen im Raum. Figuretten, angstfrei, drehen Pirouetten, schlagen Räder und Loopings, und ausweglos ist nichts, der Weg führt einfach nur reihum. Im Zirkel gelassen begegnet man sich wieder. Und wieder. Und wieder. Wir brauchen weder Spiegel, noch Tor, noch Tür, noch Fenster, um uns zu verändern, zu entwickeln. Ein Parcours, eine Rennbahn, nennen wir Unseres. Im Kreis Vorangehen, Überholen, Zurückfallen. Überholen lassen, Nebeneinander hergehen, Geradeaus blicken. Einander zuwenden, anblicken. Deine Zeit, die Du verbringst, ist nicht verloren, noch verbraucht, was schert mich das Lineare, im Kreis kommt wieder, bleibt treu im ständigen Verändern, so wie Du.
Isabella Fürnkäs ist eine in Düsseldorf und Berlin lebende Künstlerin. Sie arbeitet mit den unterschiedlichsten Medien und Materialien; Zeichnung oder eine Form der Malerei, die auf einer zeichnerischen Herangehensweise basiert, ist eigentlich immer dabei. Den Raum nimmt sie als Leinwand, wirft Dinge hinein, erweckt sie zum Leben: dem einzelnen Objekt gibt sie im Zusammensein und der Auseinandersetzung mit dem/den anderen eine Subjekthaftigkeit mit; die Dinge umspielen sich gegenseitig, versammeln sich, lösen sich wieder, laden sich auf, bringen den Whitecube zum Schwingen. Figurative Plastiken setzen sich in Malerei auf den Wänden fort, die Malerei setzt sich in Zeichnungen fort, die Zeichnung setzt sich in den Skulpturen fort, sie alle beschreiben kreisförmige Bewegungen.
Bei ITALIC zeigt Fürnkäs eine Zusammenstellung zeichnerischer Arbeiten der letzten zehn Jahre. Kleinformatig, gerahmt hinter Plexiglas stehen sie zwei Mannequins/Puppen gegenüber. In Fürnkäs Werk trifft man regelmäßig auf menschenähnliche Figuren, prachtvoll drapiert in Farben und Mustern, genährt aus ihrer Auseinandersetzung mit japanischem Theater und Kunsthandwerk; mit der Anmutung aus Malerei erwachsen zu sein, bevölkern sie Räume und ergießen sich in einem schlaffen, schmelzenden Zustand bunt über den Boden, werden wieder zu Malerei. In ihrer Arbeit für ITALIC hat sie die Farbigkeit zurückgenommen, sie spricht von »weiss« und »beige«. Die Plastiken sind fein ziseliert und mit edlen Stoffen ausstaffiert, die frühere verschwenderische Buntheit wird in einer nonchalanter Geste überstrahlt von einer neuen Eleganz, ihr Ausdruck ist etwas düsterer geworden. Wo sehnsüchtige Momente in ihrer Arbeit immer sichtbar waren, da scheinen nun auch Motive des Schmerzes auf. Die Puppen unterhalten sich – im gegenseitigen Anschweigen – mit Hilfe zweier Abspielgeräte vor der Kachelwand. Endlos.
Isabella Fürnkäs, in Düsseldorf und Berlin lebend. Zwei Städte von vielen, das ist weniger Unruhe, als Bewegung. Isabella Fürnkäs wurde in Tokyo geboren, lebte dort bis sie zu ihrem 19. Lebensjahr. Danach verbrachte sie in rascher Abfolge Zeit in Zürich, Wien, Köln, Düsseldorf, Berlin, Paris, an diesen Orten hat sie auch studiert. Sie ist eine Suchende, aber mehr noch ist sie eine Findende, eine Erfinderin, und gewiss eine Sammlerin. Sie besucht diese Städte immer wieder, pendelt, kreisförmige Bewegungen. The Loop. Dass das Teil ihrer Arbeitsweise und Teil ihrer Arbeiten ist, könnte man biografisch lesen. Oder aber die Biografie als Beschreibung einer Entscheidung, einer Idee von Leben, wie man es führen könnte, wie sie ihres führen will. Endlos. Im Loop. Im Kreis. Im Oval.
Andreas Reihse (Kreidler) für „The Loop“ bei Italic